Freischenk

4 Millionen Tonnen Elektroschrott

Liebe Freischenkende.

Was haben 4 Millionen Tonnen Elektroschrott mit dem Klimaschutz in Freising und dem Freischenk zu tun?

Bei den 4.000.000 Tonnen Elektroschrott handelt es sich um den jährlich in der EU anfallenden Elektrogeräteschrott, der zur Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 (besser schon bis 2030) auf 0 herabgesetzt werden muss.

Jede Reparatur spart laut “Repairs For Future“ 24 kg Co2-Ausstoß, aber auch die Müllwerdung, was natürlich so scheint als wäre das nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Der Freischenk versucht aber jeden Tag noch einen Schritt mehr, aktiv Klimaschutz zu betreiben. Mittlerweile ist das Anliegen sehr weit gediehen – zumindest einmal im Monat wird bei 15-20 Reparaturen in unserem Repair-Café also fast eine halbe Tonne CO2-Einsparung erwirkt. Doch viel mehr Einsparung dürfte der Freischenk-Umsonstladen erlangen, wenn man bedenkt, was jetzt alles wieder in Verwendung gelangt, das vorher sinnlos herumgelegen ist und dass das „zweite Leben“ der Produkte Ressourcen- und Energie-Verschwendung und unnötigen Transport verhindert, dadurch dass diese Dinge nicht neu produziert werden müssen.

Für unser aller zweites Leben in der Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Kultur der nächsten Jahre und Jahrzehnte, bereiten wir uns optimal vor und haben – resilient – die Nase vorn, wenn die Klimaschäden immer mehr um sich greifen.

Wenn die nachhaltigkeits-bewussten Freunde des Freischenks (und seiner verwandten Vereinigungen, wie Einfach.Selber.Machen!, Übrig e.V., FabLab Freising usw.) eisern diesen Pfad beschreiten, werden demnächst unkommerzielle Sharing-Systeme, Energie-Genossenschaften und Transition-Town keine Fremdwörter mehr sein. Wenn wir schon angefangen haben mit Reparieren, dann werden wir auch die Welt reparieren! Mutter Erde erwartet – zu Recht! – jede Hilfe von uns, die sie kriegen kann.

Was gäben wir uns für eine Blöße, wie stellten wir uns bloß, wenn wir nicht hier und jetzt all unsere Kraft zusammennehmen würden, dem Klimawandel adäquat zu begegnen? Die Methoden und Wege sind alle schon in Freising angekommen. Die etwa 30 Nachhaltigkeitsvereine hier arbeiten alle mehr oder weniger in den Bereichen Suffizienz oder Subsistenz. Übrig e.V. z.B. substituiert, also ersetzt, den Restaurantgang durch Kaffee auf Spendenbasis und gerettete Lebensmittel für lau zum Mitnehmen über den hauseigenen “Fairteiler“. Versorge ich mich im Café Übrig mit Essen und Trinken, brauche ich nicht mal die Hälfte von dem Geld, das ich herkömmlich brauchen würde.

Suffizienz ist, wenn ich mir nur dann eine neue Hose besorge, und die aus dem Umsonstladen hole, wenn eine von meinen Hosen unreparierbar und unwiederbringlich kaputt ist. Auch diese “neue“ Hose kostet mich nur einen Bruchteil.

Das, was am Einfachsten und am schnellsten umzusetzen ist – sparen, sparen, dann sparen  und dann den Rest durch Alternativen ersetzen – kommt uns in einer konsumberauschten Welt nicht in den Sinn, selbst wenn wir noch so klug (oder akademisiert) sind. Stattdessen werden die Pfade in das „grüne Wachstum“ immer noch verwinkelter und irrläufiger.

Geben wir uns eine Blöße, wenn wir so klug sind, alles nur erdenkliche zu reparieren, zu tauschen, hin- und her zu leihen, zu schenken, ja, zu teilen? Und nur die Hälfte an Kapital brauchen? Und uns selbstwirksam von unliebsamer Hamsterrad-Arbeit zur Hälfte verabschieden (wenn ich nur die Hälfte des Geldes brauche, brauch ich auch nur halb so viel verdienen, oder?).

Die soziale Frage ist in Zukunft deckungsgleich mit Klimaschutz und für mich lautet diese Frage: Werden wir uns in Zukunft noch erhobenen Hauptes in die Augen schauen können?

Ich sehe Leute mit ganz anderem Blick. Wenn mich Leute im Laden wissend anschauen und dann so Dinge äußern, wie „Es ist eine Schande, wieviel weggeschmissen wird.“, dann weiß ich in dem Augenblick, wie sein/ihr Leben mit dem meinen in Zukunft verwoben ist. Manche checken es jetzt schon, andere später: Das Leben wird von Nachhaltigkeit geprägt, jetzt genauso wie in Zukunft. Wir haben keine Wahl – wir werden immer mehr überflüssigen Ballast abwerfen müssen (Suffizienz) und das wirklich lebenswerte Leben ohne Ressourcenverbrauch neu erfinden müssen (Subsistenz). Wenn wir 24 kg CO2-Ausstoß mit einer Reparatur retten und x kg mit einer Hose aus dem Freischenk und die Vorzüge daraus erkennen, wird Produktkonsum um ein Gutteil sinken. Um diesen Teil werden wir weniger arbeiten und umso mehr Freizeit haben, und die Zeit gewinnen, die uns um das Lebensertüchtigende kümmern lässt, um das, was uns guttut. Somit habe ich auch kurz und bündig „Resilienz“ erklärt. Übrigens: Medizinisch heißt Resilienz: Die Abwesenheit von Krankheit.

Am Karsamstag (8. April) wird der Repairs-For-Future-Aktivist Michel Heftrich zu unserem Repair-Café stoßen. Er ist mit seinem Kabinen-Fahrrad 5555 km quer durch Europa unterwegs, besucht auf seiner Tour ca. 50 Repair-Cafés in 10 Ländern, um auf das Potenzial der Reparatur-Bewegungen aufmerksam zu machen.

Wir möchten während dieser Aktion 1 Tonne CO2-Ersparnis erreichen, das heißt (mindestens) 42 Geräte reparieren. Wir werden deshalb am Karsamstag auch die Reparatur-Zeiten ausweiten – weiteres demnächst auf Flyer und in der Presse. Ihr seid alle eingeladen, dieses Ereignis zu einem gelungenen werden zu lassen. Bitte kommt zuhauf!

Ob Mitglied oder gute/r Freund/in: Kannst Du Dich einbringen? Wir rechnen mit einem höheren Publikumsaufkommen, mit Presse, Prominenz und evtl. Fernsehen – es soll vor allem ein gelungenes Event werden. Es werden ein paar Kuchen mehr gebraucht als sonst und auch sonst kann man sich mit jeder Art der Hilfsbereitschaft beim Freischenk melden. Mit Michel haben wir für diesen Termin schon mal einen zusätzlichen Reparateur gewonnen, aber vielleicht bist Du ja auch in dieser Richtung begabt? Dann sei allerherzlichst willkommen!

Herzlichst, Euer Peter

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