Freischenk

Autorenname: Peter

6. Blog

Vorgetragen auf der 1. Freischenk Zoom-Konferenz. Ich darf euch jetzt zeigen, wie wir, also ich mit Hilfe von euch, einen ökologischen Umsonstladen gestalten. Das Gebilde, das mir dabei vorschwebt, soll eher eine Bewegung sein, eine Initiative, als ein Verein, oder eher so etwas wie ein loser Verein, ein nichteingetragener Verein, der später irgendwann einmal, wenn klar geworden ist, dass das Konzept zukunftstauglich ist, in eine Genossenschaft umgewandelt werden soll. Ihr bildet mit eurer Unterstützung quasi das ideelle und finanzielle Korsett für den Freischenk. Ideell heißt, dass im Schenken – und in seinen Artgenossen Teilen und Tauschen – eine bewusste Abkehr vom geldbasierten Konsumenten-Dasein gesehen wird, dadurch dass mit dem Schenken ein Werkzeug entwickelt und verbreitet wird, das den Waren- und Dienstleistungsaustausch innerhalb eines Ortes ökologisch nachhaltiger, enkeltauglicher, sozialer, gesünder und somit zunftsträchtiger gestaltet. Da es für diesen Zweck in Freising noch keine entsprechende Einrichtung gibt, soll als Zentrale dieser Umgestaltung der Umsonstladen Freischenk dienen und zu dessen Entstehung und Unterhalt sind in erster Linie vorab einfach nur eure Geldgeschenke gefragt. Ich gehe gleich auf die Details und Aspekte ein, die Euch, liebe zukünftige Mitglieder, den Freischenk schmackhaft machen sollen, so dass Ihr nicht nur unterstützendes Mitglied werden wollt, sondern die Idee vom Freischenk auch noch gern und weit verbreitet. Zuerst aber will ich den unangenehmeren Hinweis hinter mich bringen, dass zuvorderst solidarische, finanzielle Hilfen eingesammelt werden sollen, um dem Schenken einen soliden Grundstock zu geben, schließlich entsteht zur Eröffnung die größte finanzielle Hürde. Langfristig soll das Projekt von Mitgliedsbeiträgen, aber auch Zuwendungen von Nicht-Mitgliedern oder auch Sponsoren und, wie gesagt, später von Genossenschaftseinlagen getragen werden. Dazu soll die Vereinigung möglichst breit aufgestellt werden, also für möglichst viele Freisinger*innen attraktiv und einladend sein. Zunächst muss ich zugeben, dass selbst ich noch kaum Erfahrungen aufweisen kann, wenn es um so etwas wie Schenkkreise geht. In Facebook gibt es zwar solche Gruppen und ich bin auch Mitglied bei „Verschenk`s Freising“ etwa, bei der Flohmarktgruppe Landkreis FS, oder bei der Food-Sharing-Gruppe „übrig e.V.“ (von „Übrig“ möchte ich aber auf alle Fälle noch reelles Mitglied werden) doch mit dem Freischenk bekommt Schenken eine ganz andere Qualität, in die auch ich zusammen mit Euch noch hineinwachsen darf. Denn der Freischenk verfolgt ganz andere Ziele und das vor allen Dingen analog, physisch und mit einem Raum der echten Begegnung. Und das bezeichnet schon etwas, was jenen Facebook-Gruppen eigentlich diametral entgegengesetzt ist. Im Freischenk wird bewusst auf die körperliche Anwesenheit, auf Begegnung und Präsenz gesetzt. Und das hat seinen Grund, wobei mir zuvorderst das Wort Verbindlichkeit über die Lippen kommt. Ich möchte, bevor ich gleich wirklich den Freischenk beschreibe, auf ein paar Werte eingehen, die mit dem ökologischen Umsonstladen vermittelt werden sollen. Wobei ich nur 2 Werte herauspicke und jetzt, damit mein Vortrag nicht zu lang wird, Werte wie Würde, Souveränität, Selbstwirksamkeit, Freude am Gestalten usw. beiseite lasse. Verbindlichkeit heißt, ich verpflichte mich, wie der Fußballspieler für seinen Fußballverein, die mir angetragenen Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Da gibt es in den sozialen Medien, wie Facebook, kein vergleichbares Bild, im Gegenteil, wird dort doch wohl eher die Nicht-Verbindlichkeit gepflegt. Da gefällt mir einfach der Vergleich mit dem Fußballverein besser, wo jede und jeder ihre Frau, oder seinen Mann steht, sei es als Torwart, Stürmerin, Trainer, Linienrichterin oder Präsidentin. Gleichzeitig hab ich mit der Verbindlichkeit, die ich mit dem Engagement für den Freischenk eingehe aber auch schon einen Wesenskern des Freischenks angesprochen. Mir geht es um eine aufgeklärte Gesellschaft, die die Geschenke als mehr betrachtet, als bloß kostenlose Produkte. Der Freischenk nennt sich ja auch, wie sein Regensburger Vorbild, die Wechselwelt, ökologischer Umsonstladen. und das ist er ja eigentlich schon dadurch, dass er durch den Schenkvorgang unbenutzte Dinge in benutzte umwandelt, und diese somit nicht extra produziert werden müssen. Jede Produktion, und sei sie noch so grün, braucht Energie und Ressourcen und die sind somit ökologisch wertvoll und sinnvoll durch Schenken eingespart, das heißt, es bleibt für unsere Kinder und Enkel noch mehr übrig. Darüber hinaus, gehe ich davon aus, dass der Ladenbesucher gerne einen Blick auf die Pinnwand wirft, auf der sich Projekte und Workshops, aber auch Vorträge anbieten und zur Mitwirkung einladen, und dem umweltbewussten Mitbürger vor Augen führen, wie man sich mit anderen zwecks Effizienz und mehr Gesamtwirkung verbinden kann. So wie sich Torwart und Schiedsrichterin in ihrer Tätigkeit für den Sport unterscheiden, so wird auch in diesem Verein nicht jede und jeder das selbe machen. Der eine wird sich dem Freischenk zuwenden, weil er sich von Dingen befreien will, die zuhause nur sinnlos rumliegen, die andere kommt einfach nur jeden Tag gern auf einen Kaffee vorbei und holt sich ein Buch, sobald sie das letzte, geschenkte ausgelesen hat, und wenn sie klug ist, lässt sie das ausgelesene auch gleich wieder da. Meine verbindliche Aufgabe sehe ich darin, für einladendes Ambiente zu sorgen, den Raum zu geben, in dem man sich als Gast motiviert sieht, an einem sozialen Gebilde teil zu haben und aber auch darin, die Menschen mit meinem Bewusstsein für den Schutz der Biosphäre – das ist einfach mein Steckenpferd – anzustecken und zu inspirieren. In meinem Büchlein bezeichne ich das sogar als „die hohe Kunst des Schenkens“, wenn der Gast sich charmant überzeugt einem Projekt widmet, oder zumindest sein Interesse soweit geweckt wird, dass er sich gern dem Projekt anschließt und sich verbindlich zeigt. Da kommt mir, neben der Verbindlichkeit, die ich jetzt praktisch abgehandelt habe, die Verantwortung in den Sinn. Im Bereich Verantwortung befinden wir uns ja bereits dann schon, wenn ein Gast eine Stereo-Anlage einpackt, staunt, weil er nicht glauben kann, dass die nichts kostet, dann aber noch das Fahrrad, den Bildschirm, 10 Bücher und 5 CD`s mitnehmen möchte. Spätestens beim Bildschirm muss ich ihn ja doch irgendwie auf die Verantwortung hinweisen, die er sich mit so vielen Gütern aufbürdet. Schließlich liegt dann ja Einiges Ewigkeiten ungenutzt bei ihm zu Hause herum, weil kein Mensch Musik hören, Fahrrad fahren, Fernsehschauen und lesen gleichzeitig kann. Oder wenn jemand kommt und seinen Kofferraum voller Gruscht abladen will, muss ich an so etwas wie

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5. Blog

Ein bisschen was von allem: Philosophie, Kultur, Natur Danke für die Spenden. Danke für das Vertrauen und die wertvolle Unterstützung. Dadurch kann jetzt umgesetzt werden, was uns allen gut tut. Eure Spenden sind im wahrsten Sinne des Wortes gemeinnützig. Sie nutzen der Gemeinschaft und deshalb, am Ende des Kreislaufes, wieder Dir selbst. Durch die Schaffung des Freischenks ergeben sich jetzt tausend Möglichkeiten, Entscheidendes in unserer Gesellschaft zu verändern. Etwas Entscheidendes hat sich schon geändert. Du hast es dem Freischenk geschenkt. Der versucht es ökologisch und sozial am verträglichsten einzusetzen. So dass Projekte entstehen, die den Menschen vor Ort helfen, ihren Weg hin zu noch mehr ökologisch und sozial verträglichen Praktiken einzuschlagen. Dein Geldgeschenk hilft, noch mehr Geschenke in die Welt zu bringen, so dass weniger produziert werden muss, was ganz gut passt, da Du ja wegen deiner Spende eh weniger für neue Produkte ausgeben kannst. Siehst Du den Kreislauf? Es steckt noch viel mehr Kreislaufwirtschaft hinter der Idee des Umsonstladens. Mit deiner Spende trägst du zum Hebel bei, der hilft, die Verblendung aus den Angeln zu heben, dass Geld das höchste Gut ist. Zeit ist das höchste Gut. Und die ist nicht vermehrbar. Der Tag hat keine Zinsen! Geld ist nicht das Übel. Seine Vermehrbarkeit aber. Vermehrbar ohne Ressourcenvernichtung ist lediglich menschliche Zuneigung, Liebe und Teilen und Schenken. Auch als Währung bräuchte es etwas, was nicht vermehrbar ist. Zeit würde sich anbieten. Zeitbanken? Die gibt es schon: Auf der Zeitbank findet man Menschen, mit denen man teilen kann. Die „Landshuter Talentbörse“ könnte man als Zeitbank bezeichnen. Die Modernität heutzutage zeigt sich mir in solchen Konzepten. Konzepte solcher Art begleiten uns, gottseidank, in der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel, Konzepte, die uns zeigen, wie die vorhandene Fülle verteilt werden kann. Dass immer mehr Geld verteilt wird, bringt uns allerhöchstens kurzfristig weiter, ist in weiten Teilen sogar kontraproduktiv und führt uns volkswirtschaftlich in den Ruin. Als Konzept zum Überleben der Spezies Mensch ist Geld ungeeignet. Dies wird uns der Klimawandel noch deutlicher bestätigen. Ich will mit dem Freischenk erreichen, dass sich die klima-bewussten, aufgeklärten Bürger eines Ortes zusammentun und auf Teufel komm raus schenken, teilen und sich organisieren und dass andere dazu eingeladen werden, sich solidarisch zu zeigen, selbstbewusst Hand anzulegen und Verantwortung zu übernehmen. Wir sind da! Wir werden immer mehr und wir tun was! Jede einzelne dieser 3 Tatsachen ist für sich alleine schon wert, ein Fest zu feiern. Wir sind da! Wir feiern die Existenz an sich. Lebensbejahung! Wir zeigen die Aufgeklärtheit sinnhaften Daseins. Da kommt kein Pessimismus, kein Hass dagegen an! Wir feiern, wenn wir mehr werden. Das Wachsen der ökologischen Bewusstheit lässt Hoffnung wachsen. Hoffnung auf soziale und umwelt-gestalterische Teilhabe. Und wir tun was und am Abend wird gefeiert, das steckt schon in dem Wort Feierabend. Noch ist es nicht so weit. Ich geh zwar in riesigen Schritten Richtung Eröffnung, möchte aber die kleinen Trippelschritte dazwischen nicht missen, die mir immer wieder anzeigen, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Neben Euren Spenden, die ruhig noch eintreffen dürfen, muss ich mich um so Sachen wie Sitzecke, Regale, also die Einrichtung des Ladens kümmern, dann um eine schöne Auswahl an Geschenken und die Organisation der Eröffnungs-Party. Und natürlich darum, den günstigsten Zeitpunkt nach Corona nicht zu verpassen. (Zur Not auch den günstigsten Zeitpunkt mit Corona!) Wobei ich, quasi als Vorläufer, noch einen digitalen Freischenk installiert habe, wo schenken, teilen und sich vom Überfluss befreien schon mal eingeübt werden darf. (Einfach die Seite „Freischenk“ – zwischen „Buch“ und „Blog“ im Menü – öffnen.) Dann noch Konzepterstellung für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit, und und und. Ich bitte Euch, da mal kurz in Euch zu gehen, wo Ihr da einen Beitrag seht, den Ihr leisten könntet, um mir zu helfen. Unter anderem wäre ein geschenkter Kühlschrank, oder geschenkte Kleiderstangen nicht schlecht. Ich stelle mir das so vor, dass die Themen Startkapital, Ladeneinrichtung und Schenkware weit vor Eröffnung erledigt sind, so dass genügend Zeit bleibt für die Hauptarbeit: Klinken putzen und die Freisinger*innen einladen! Vielmehr das Auffinden der 300, 400 Leute, die sich mit geringem Beitrag an der Miete und am Unterhalt des Freischenks beteiligen wollen. Noch mehr Fakten zum Perpetuum-Mobile Freischenk? Wenn ich mich mit 5 oder 10 Euro monatlich an der Miete beteilige und mir dafür jeden Tag ein Geschenk abholen kann, nebenbei das, was bei mir zuhause ungebraucht rumliegt, jederzeit zum Freischenk bringen darf und mich dann noch über die neuesten enkeltauglichen Projekte informieren kann, da werde ich doch nicht das Jammern anfangen? (Noch dazu Kaffee for free!) Ich werde mich zeigen, die Projekte unterstützen und mein Engagement noch mehr steigern. Und dann geh ich feiern! Wenn ich mich über den Freischenk vernünftig mit regionalen Bio-Lebensmitteln versorge, einer lokalen Strom-Genossenschaft beigetreten bin, einen Handwerker gefunden habe, der mir mein kaputtes Endgerät repariert und der Freischenk auch noch großen Anteil daran hatte, dass ich neue Freunde gefunden habe, dann breche ich mir doch keinen Zacken aus der Krone, wenn ich bei der nächsten Freischenk-Party ehrenamtlich den DJ gebe, oder Gläser spüle! Und als nächstes initiiere ich ein Projekt über Regionalwährung. Die gibt es in Freising nämlich schon: den Bärling. Aber den kann man doch noch stärker verbreiten? Was ich jetzt hier beschrieben habe, sind lauter Aspekte der Resilienz. Resilienz heißt Widerstandsfähigkeit, Stoßfestigkeit, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Eigenschaften, die am besten geeignet sind, dazu, dass ein kultureller Wandel angekurbelt wird, der praktische Auswirkungen hat. Der für klima-tauglichen Ausgleich sorgt, und vor Ort, lokal nach den bestmöglichen Lösungen für die anstehenden Probleme sorgt. Zwei schon genannte Begriffe möchte ich hier nochmal aufgreifen und in Zusammenhang bringen: Kreislaufwirtschaft und Bärling. Schauen wir uns die Kreislaufwirtschaft anhand des Bärlings an: Es genügt nicht, alleine eine alternative Währung zu initiieren, man muss in erster Linie dafür sorgen, dass das Geld lokale, regionale Wege findet, um zirkulieren zu können. Es muss vom Geldbeutel des Kunden in die Kasse des Bäckers wandern, von dort zum Müller, oder zu einem anderen Handwerker. Der sollte mit dem Bärling seine Gewerbe-Abgaben begleichen können und zum Schluss muss der Stadt-Angestellte zumindest einen Teil seines

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4. Blog

In meinem Büchlein hab ich jetzt einen Fehler entdeckt! Da hab ich die “Wechselwelt”, den ökologischen Umsonstladen in Regensburg, etwas verzerrt dargestellt. Im Vergleich zur “Wechselwelt” wollte ich den “Freischenk” als einen fortschrittlicheren Umsonstladen darstellen. Ich schrieb: “Die Verquickung von Schenken und Ökologie ist ein Weg, der zu selten beschritten wird und da, wo es das schon gibt (z.B. “Wechselwelt” in Regensburg) könnte sich meines Erachtens das vorhandene Potenzial noch mehr entfalten…” Wie sich jetzt herausgestellt hat, war mein letzter Besuch in Regensburg wohl akkurat in der Umzugszeit, was wohl die Ursache dafür war, dass sich die “Wechselwelt” mir ein bisschen verwahrlost dargestellt hat. An mir ist völlig vorbeigegangen, dass die Betreiber jetzt mehr auf eine Art ökologisches Bürgerbüro setzen, in dem der Umsonstladen “Wechselwelt” ein integrativer Bestandteil ist. Die sind einfach in größere und hellere Räume gezogen und intensivieren jetzt Nachhaltigkeitsarbeit! Und zwar bevor ich in der “Anleitung…” exakt diese Bedeutung eines Umsonstladens beschrieben habe! Respekt Regensburg!

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Entwicklung

Danke, Danke, Danke! Für diese herrliche Entwicklung. Für die schönen Spenden. Für das grüne Licht, das dem Freischenk nun aufleuchtet. Es kann jetzt in die Hände gespuckt werden, Verein gegründet werden und noch mehr Geld eingesammelt werden, damit der Laden ungebremst an den Start gehen kann. Die, die bis jetzt gespendet haben, werden selbstverständlich zur Gründungsversammlung, die aus bekannten Gründen leider nur per digitaler Konferenz über die Bühne gehen wird, eingeladen. Ich möchte mich auch bei der Community “Verschenk´s Freising” bedanken – und die Leute natürlich auch einladen! – die so unglaublich begeistert auf meinen Post bei fb reagiert haben. Ich seh da den Start einer seeehr fruchtbaren Vernetzung. Ihr seid klasse! Morgen setze ich mich mit einem befreundeten Web-Nerd zusammen, um diese Homepage ein wenig umzugestalten, Fotos von Geschenken hochzuladen, um den Kreislauf schon mal ein wenig anzukurbeln! Wer seiner Begeisterung auch so gerne Ausdruck verleiht, wie ich, kann hier ruhig kommentieren, der Seite tut Lebendigkeit verdammt gut! Bis bald! Termine werden jetzt (und nicht später!) gerade geplant.

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3. Blog-Eintrag

Gelesen am 12.2.21 bei der “Moechtegern-Party #7” Letztes Mal ging es um die Kultur, darum, wie unsere innovativen Ideen, Philipps Moechtegern-Idee und meine Freischenk-Idee parallel zueinander die abgetretenen Pfade verlassen und den Kulturbegriff zu erkunden und zu erweitern versuchen. Der Hunger nach Live-Action in Corona-Zeiten einerseits, aber auf der anderen Seite auch das Erkennen-Wollen der Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Virus, Wirtschaft und unserer Rolle als Mensch in der Natur fördern neue, kulturelle Handlungsweisen zutage. Funktionierende Moechtegern-Zoom-Parties und ökologische Umsonstläden sind äußerlich verschiedene Phänomene ein und der selben geistigen Grundhaltung: Der Erkenntnis, dass man den Leuten schon etwas Attraktives anbieten muss, damit sie sich eingeladen fühlen; dass man ihnen neue Wege aufzuzeigen hat, wenn sich auf den alten alles staut, wenn gar nix mehr geht. Genauso, wie sich jetzt coronabedingt Konzepte für Home-Office, Home-Schooling, ja sogar Home-Dancing rasend schnell entwickeln, um sich einer Krise anzupassen, sollten jetzt und nicht erst später Konzepte zur Bewältigung der Klima-Krise erdacht, ausprobiert und umgesetzt werden. Diese Konzepte verbreiten sich in Prozessen sozialer Diffusion, d.h. etwas Neues, das die ganze Gesellschaft betrifft, stößt zuerst auf Ablehnung und Skepsis, diffundiert dann aber so in alle Bereiche hinein, dass es ganz schnell zum Normalfall wird. Ein gutes Beispiel gibt uns hier die Einführung der Mülltrennung und des Recycling-Systems Anfang der 1980er Jahre. So beschreibe ich in meiner „Anleitung zum Schenken…“ wie durch soziale, also gemeinschaftliche Anpassungen aus der Nische heraus, neue kulturelle Handlungsweisen in weite Teile der Bevölkerung hinein diffundieren. Dazu müssen sie sich bewähren. Mit dem Freischenk, dem in Freising geplanten Umsonstladen wird nun ein Projekt aufgesetzt, in dem sich neue Handlungsweisen experimentell entwickeln, spielerisch umsetzen und schlussendlich bewähren dürfen, so dass diese Praktiken, wenn sich die Verschärfung der Klima-Krise sichtbar abzeichnet, eine Rettungsboot-Funktion ergeben und allen erkennbar gezeigt wird: Hier ist der Ausweg, hier geht’s lang! Zugleich sollen diese Handlungsweisen jetzt schon ganz praktisch CO2-einsparend sein, um den größenwahnsinnigen Regierungsvorhaben etwas entgegen zu setzen, die, sei es bei der Energiewende oder etwa der Elektromobilität, ja zuerst einmal zusätzlichen Treibhausgasausstoß und neue Arten der Umweltverschmutzung in Kauf nehmen. So gesehen war die Einführung des Wertstoff-Systems seinerzeit nur ein ganz kleiner Teilbereich dessen, was eigentlich in den 80ern schon angestoßen hätte werden müssen. Kleinteilige, dezentrale, regenerative Energiegewinnung in der Hand der Bürger, in Genossenschaften z.B., oder andere Formen der Landwirtschaft, direkte Vermarktung z.B., oder Förderung von Communities, die die Lebensmittelherstellung in die eigenen Hände nehmen, um nur einige andere Teilbereiche zu erwähnen. Doch es würde sich immer noch auszahlen, in weiten Teilen unseres menschlichen Zusammenlebens umzudenken und neue Wege zu betreten. Laut Umfragen wird auch einem immer stärker wachsendem Teil der Bevölkerung klar, dass wir anders handeln werden müssen. Zugleich wird einem technikgläubigen Wachstumsregime immer weniger vertraut., das frech und verantwortungsfrei behauptet: „Irgendwas wird schon noch erfunden werden, das dann das Erdöl ersetzt, ansonsten kann alles gleich bleiben.“ Wenn wir jetzt alle kapieren würden, dass wir extremwetterbedingte Störungen und Schäden nur noch durch individuelles Handeln und, was im Verbund mit anderen viel leichter fällt, extreme Reduzierung unserer Verbräuche, vor allem unseres Energieverbrauchs, abwenden, oder zumindest abmildern können, wäre auch die Politik eines Tages in der Lage, sich von der Lobby des Großkapitals abzuwenden und sich wieder auf die Sicherung unserer Lebensgrundlagen zu konzentrieren, und das ist halt unsere Umwelt, die Natur. Noch nie zuvor wurde uns so deutlich vor Augen geführt, dass jede und jeder Einzelne von uns mitverantwortlich ist und die Demokratie mit jeder einzelnen Handlungsentscheidung mitträgt. Wenn wir uns den 80 % der Bevölkerung zugehörig fühlen, die sich laut Umfragen für mehr Klimaschutz aussprechen, müsste eigentlich demnächst eine Klimaschutzpatei mit 80 % der Stimmen die Wahl gewinnen, oder? Auf die politische Lage werde ich beim nächsten Mal noch mehr eingehen. Heute geht es mir vorrangig um die sozialen Potenziale eines Projektes wie dem Freischenk. In einem Film über die Transition-Town-Bewegung werden Projektteilnehmer*innen zu ihren Erfahrungen mit der Nachhaltigkeitsarbeit befragt. Es fällt auf, dass annähernd jede und jeder am Ende des Interviews vom berührenden Gemeinschaftserlebnis berichtet. Dies gab für mich den Anlass, darüber nachzudenken, was wir eigentlich sonst so an Sozialem in unserem Alltag erleben. Dabei fällt auf, dass wir alles, was mit sozialer Organisation zu tun hat, aus der Hand gegeben haben und es immer mehr profit-orientierten Institutionen in die Verantwortung übergeben haben, wie wir miteinander auszukommen haben, sei dies bei der Rentenversicherung, dem Pflegedienst, oder allgemein im Gesundheitswesen, usw. Als sei es eine Masche, dazu gedacht, uns als Gesellschaft zu spalten in Bedürftige und Profitierende, deren Anliegen nur gut genug verwaltet werden müssen. Das heißt allerdings auch, wenn man es überspitzt sehen will, dass wir wie die gut gepamperten Kleinkinder auf die Gesellschaft losgelassen werden, weil wir uns um so Sachen wie Gemeinschaft nicht kümmern müssen – ist ja alles geregelt – und wir uns unbekümmert und ohne Verantwortungsgefühl unserem Austoben in der glitzernden Konsumwelt hingeben dürfen. Eigentlich wird mit sozialen Einrichtungen genau das verhindert, zu was sie eigentlich errichtet wurden, nämlich soziale Teilhabe, das Sich-kümmern-um-den-Anderen. Die Sozialisierung in der Sozialen Marktwirtschaft führt genau zu ihrem Gegenteil: zu Vereinzelung! Die verheerenden Auswirkungen sehen wir an jeder Ecke unseres alltäglichen Lebens und schließlich muss zur Aufrechterhaltung dieser ausgearteten, weil profitorientierten, Sozialsysteme immer mehr geschuftet und gerackert werden, da die Bedürftigen immer mehr werden, z.B. die Rentenbezieher. Zudem führt die Frustration über die grassierende Vereinzelung zur Sehnsucht nach Bünden, nach narrativ Übergeordnetem, unter dem man sich einreihen kann. So wundert es niemanden mehr, dass nationalistische, rückwärtsgewandte Zeitgenossen in jüngster Vergangenheit soviel Zulauf erfahren durften. Was ist dem entgegenzusetzen? Zunächst einmal muss die Bereitschaft bestehen, sein Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Das heißt überspitzt: Die Pampers ausziehen und endlich ordentlich kacken lernen! Und dann wird’s eigentlich recht einfach. Wir haben nun halt diese physikalisch messbaren Größen, den CO2-Ausstoß und, übrigens, den gleichbedeutenden Methan-Ausstoß, der von unserem überbordenden Fleischkonsum herrührt, die uns dazu gemahnen, nach menschlichem Maß vernünftigere, modernere, gemeinschaftliche Lebensstile zu erschaffen und auszubauen, soziale Gefüge zu kreieren, mit denen sich Produktion, Transport, Konsum, Mobilität und Energieverbrauch auf höchstens die Hälfte herunterschrauben ließen. Dieses wird

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